Trekking im Himalaya - Der Annapurna Circuit.


wir wollen hoch hinaus


Aufgewacht im Hostel mussten wir uns überlegen wohin mit unserem Gepäck, da wir nicht alles mit auf dem Trek nehmen wollten. Glücklicherweise herrscht in Pokhara kein Mangel an Unterkünften. Nach kurzer Recherche hatten wir 3 potenzielle Unterkünfte rausgesucht. Alle 3 in unmittelbaren Nähe zu unserem Hostel. Beim ersten angekommen war das Angebot so unschlagbar das wir erst gar nicht länger weiter suchen mussten. Die Nebensaison kam uns mal wieder zugute. Nachdem das mit dem Hotel geklärt war und wir wussten das wir unser Gepäck dort kostenfrei hinterlegen konnten, ging es auf zur Permit Station. Ohne Trekking Genehmigung darf man nämlich nicht in den Bergen unterwegs sein. Die Suche nach der Permit Station erwies sich recht kompliziert. Die Permit Station liegt außerhalb der touristischen Lakeside und somit mussten wir einige Minuten zu Fuß in der Mittagssonne in Kauf nehmen. Angekommen an der Station war der Andrang erstaunlich gering. Viele hatten uns vor langen Wartezeiten gewarnt, offensichtlich sind in der Nebensaison tatsächlich weniger Trekker in Nepal. Nach einigen doppelt ausgefüllten Dokumenten und schief geschnitten Passbildern hatten wir unsere Free Individual Trekker Permits in den Händen. Diese sind gut an der grünen Farbe erkennbar. Blau für Gruppen Trekker, Grün für Individual Trekker. Nun war es Zeit sich aus der Sonne zu ziehen und wir verbrachten den Abend mit einem leckeren Abendessen. Anschließend mussten wir noch kurz das Taxi ordern und schon ging es ins Bett.

 

5 Uhr, der Wecker klingelt und das Taxi wartet. An der Busstation angekommen wurde uns mitgeteilt das der Bus erst um halb 8 losfährt, typisch Nepal!!! So hatten wir immerhin genügend Zeit unsere 2 Bananen zu frühstücken. Plötzlich wurden wir dazu aufgefordert unsere Backpacks auf das Dach des Minibuses zu schmeißen und anschließend ging es direkt auch schon los. Anfangs war der Bus noch leer, doch das sollte sich schnell ändern. Nach 2, 3 Stopps in Pokhara wurden selbst die Zwischenräume gefüllt und so wurde aus einem 9 Sitzer schnell ein 20 Sitzer. Du kannst dir vorstellen wie wir uns gefühlt haben. Was nicht passte wurde passend gemacht, die Schlaglöcher der Straßen brachten dann endgültig alles an seinen Platz. Als wäre das nicht schon genug wurde die Busfahrt von nepalesischem Schlager begleitet. Ein Lied in der Dauerschleife, zumindest war das unser Eindruck. Die Straßen wurden zunehmend schlechter und das bedeutet in Nepal - es gibt keine Straßen mehr. Die geteerten Flächen hören dann plötzlich einfach auf. Uns wurde klar, es kann nicht mehr weit sein. Besisahar, die Stadt in der unser Trek starten sollte. Leicht erschöpft von der Fahrt waren wir froh endlich unsere Beine bewegen zu können. Der kleine Mann auf dem Dach gab uns unsere Backpacks und als die einzigsten Weißen weit und breit, witterten die Einheimischen das Geschäft. Es dauerte nicht Lange und die ersten Angebote flogen, Jeep? Banana? Guide? und Where are u from?  Etwas planlos folgten wir dem Weg bis ans Ende der Stadt. Schnell merkten wir wie heiß es denn tatsächlich im Sommer hier ist und warum so wenig Trekker die Berge zu dieser Jahreszeit besuchen. Nichts desto trotz für uns gab es kein zurück. Am ersten Tag haben wir soviel geschwitzt wie noch nie zuvor. Die prasselnde Mittagssonne, gepaart mit der Luftfeuchte der Subtropen und das Gewicht unseres Rucksacks forderten uns aufs Ganze. Kurz vor dem Ziel der ersten Tagesetappe (Ngadi Khola) überholte uns rennend ein kleiner Nepali. Und wieder, how are u?, where are u from? und nach einem schnellen Smalltalk liesen wir uns in seinem Hostel nieder. Diese Entscheidung stellte sich im Nachhinein als die wohl schönste zwischenmenschliche Begegnung auf dem Trek heraus. Wir waren die einzigsten Gäste und obwohl wir die Unterkunft in Deutschland noch nicht einmal Stall nennen würden, wurden wir so in seine Familie intigriert, als wären wir gute Freunde. Wir aßen alle gemeinsam an seinem Tisch und selbst der private Schnaps und das Cannabis wurden uns angeboten, das wir aber dankend ablehnten. Dieser Abend wird uns sicher lange in Erinnerung bleiben.

 


immer weiter....


Jagat stand auf dem Plan, die nächste Etappe auf dem Trek. Ein Tag ohne besondere Vorkommnisse. Wie nicht anders erwartet, die Muskeln und Füße schmerzten und wir haben an diesem Tag ca. 8 Liter Wasser getrunken ohne auch nur einmal auf Toilette zu gehen. Das erste Mal wurde uns so richtig klar auf was wir uns hier eingelassen hatten. Es war ein Kampf, doch irgendwie haben wir die 15 km Etappe bewältigt. Besonders stolz wurden wir als wir kurz vor unserer Ankunft sahen wie Touristen mit ihren Portern in Jeeps an uns vorbei fuhren und wir den Weg zu Fuß bestritten hatten. Nach kurzer Mahlzeit fielen wir erschöpft in die Betten.  

 

In den nächsten Tagen arbeiteten unsere Körper wie ein Uhrwerk. Um 5 Uhr aufstehen, Sachen packen, frühstücken, bezahlen und los ging's. Erschöpft am Ziel ankommen, Essen ordern und umfallen. Nach etwa 3 Tagen erreichten wir die 3000 m. Ü. M. Grenze. Die Landschaft um uns herum veränderte sich zunehmend. Entgegen unseren Erwartungen befanden wir uns plötzlich in einer Wüstenlandschaft, Sand, Wind und weit und breit kein Schatten. Angekommen in Manang, der Kreisstadt vom Manang District waren wir etwas enttäuscht, da die Stadt so ganz anders war als wir sie uns vorgestellt hatten. Unfreundliche Menschen, unscheinbare Gassen und irgendwie so gar nicht ihrem Ruf gerecht. Nach einer Nacht ohne Licht und ohne Strom konnten wir es gar nicht abwarten unsere Schuhe zu schnüren und weiter Richtung Thorong La Pass aufzubrechen. 

Ab jetzt ging es ans Eingemachte. Die Luft wurde zunehmend dünner und die Temperaturen wurden immer kälter. Das Ziel der heutigen Tagesetappe war das High Camp. 15 Kilometer und 1000 Höhenmeter sollten heute vor uns liegen. Die ersten 14 Kilometer waren angenehm und leicht zu begehen, doch der letzte Kilometer mit seinen 500 Höhenmetern hatte es in sich. Er raubte uns die letzte Kraft. Wir waren sichtlich froh endlich im High Camp angekommen zu sein und während wir es uns in unserem Zimmer gemütlich machten begann es draußen zu schneien. Als wäre das nicht schon genug plagte Nick die Höhenkrankheit. Nach 2 Zehen Knoblauch war das Problem aber schnell behoben. Der Wecker klingelt, es war 2 Uhr in der Nacht. Der Plan zum Sonnenaufgang am Pass zu stehen hatte sich während der Tour in unsere Köpfe gepflanzt. So ging es also früh los. Es war ein unglaubliches Gefühl mitten in der Nacht umgeben von 5 und 6 Tausendern durch die Berge zu wandern. Obwohl wir unsere Fähigkeiten etwas unterschätzt hatten, du musst dir vorstellen nach 10 m laufen brauchst du anschließend 4-5 min um wieder Luft zu holen haben wir es dennoch irgendwie rechtzeitig zum Gipfel geschafft. Leider war der Sonnenaufgang nicht so schön wie erwartet, da kurz nachdem die Sonne aufging die Wolken aus dem Tal in die Höhe schossen und die Gipfel im Dunst verschwanden. Wir würden es aber wieder genauso machen, das steht fest. Wie bereits erwähnt ist es auf 5400 Meter alles andere als warm weshalb wir uns nicht lange aufhielten und den Abstieg schnell in Angriff nahmen. 

 


geschafft



der abstieg


Angekommen in Muktinath waren auch unsere Geldreserven erschöpft, da es in den Bergen nicht möglich ist Geld abzuheben. Sämtliche Einheimischen versprachen uns allerdings in Muktinath die Möglichkeit Geld zu bekommen. Nachdem wir in unser Hotel eingecheckt hatten machten wir uns auf dem Weg zur besagten Bank. Wer hätte es gedacht - keine Möglichkeit Geld abzuheben, only for Nepali. Enttäuscht und etwas ratlos suchten wir das Gespräch mit unserem Hotelbesitzer. Dieser war wie alle Nepalis sehr hilfsbereit und bot uns an unsere offene Rechnung in Old Jomsom im nächsten Dorf zu begleichen. Dort, so meinte er gibt es mehrere ATM's.  Glücklich und zufrieden ging es wieder einmal früh ins Bett.

Am nächsten Morgen hieß es wieder mal Bus ordern und ab nach Old Jomsom. Was für eine Erleichterung, endlich hatten wir wieder Bargeld. Da Nick bereits mehrere Tage Probleme mit seiner Achillessehne hatte entschieden wir uns dazu die letzten Etappen mit dem Bus zu fahren und nicht mehr zu Fuß die Gesundheit aufs Spiel zu setzten. So verbrachten wir die letzte Stunde mit warten auf dem Bus nach Pokhara. Eine Stunde Verspätung aber es ging los. Wir hatten genug von den Bergen und planten schon den Abend in Pokhara, doch es sollte wieder einmal anders kommen als gedacht. Zunächst verlief alles reibungslos. Die ersten 30 km waren noch schlimmer als der Weg von Kathmandu nach Pokhara und damals dachten wir dies sei die schlimmste Busfahrt unseres Lebens. Da wir den Platz direkt hinter dem Busfahrer erwischt hatten, konnten wir nach einer Kurve schon erahnen was nun auf uns zu kommen sollte. Zwei riesige Bagger standen auf der Straße und machten nicht den Eindruck als würden sie uns vorbei lassen, du musst wissen so etwas wie eine Umleitung gibt es hier in den Bergen nicht. Es hieß also warten bis die Straßenbauer fertig sind. Nach sage und schreibe 5 Stunden warten fuhren wir endlich weiter, 100 m denn dann begegneten wir dem Gegenverkehr. Es vergangen weitere 1,5 Stunden bis wir der Rushhour entkommen konnten uns sich unsere Fahrt fortsetzte. Mittlerweile  hatten wir es 19 Uhr und es wurde dunkel. Wir nahmen langsam die Gelassenheit der Nepalis an und vertrauten unserem Busfahrer, denn die Blicke in die Tiefe neben der Straße machten uns nur noch nervöser. Eingenickt.... die Straßen wurden zunehmend besser und nach 12 Stunden hatten wir es endlich geschafft die ca. 80 km hinter uns zu lassen. War für eine Fahrt...

 

 


outtakes


Nach den letzten 10 Tagen ohne Strom,WiFi und fließend Wasser erholten wir uns 3 Tage lang in Pokhara. Das Hotel das auf unsere Sachen aufgepasst hatte blieb weiterhin unsere Unterkunft und wir ließen es uns gut gehen. Wir gingen essen, haben eine kleine Fahrradtour rund um den Phewa Lake gemacht und unsere Sachen waschen lassen, das war äußerst notwendig! Pokhhara, eine Stadt in der wir uns wohlfühlten und uns von den Strapazen erholen konnten. Doch nach insgesamt einer Woche in dieser Stadt, trieb uns wieder die Reiselust. Die letzte Etappe unserer Nepal Tour sollte starten. Auf nach Chitwan!

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Kommentare: 1
  • #1

    Softtrekker (Samstag, 09 Juni 2018 15:32)

    Hallo, schöner Bericht. Ja, die Nepali sind sehr gastfreundlich. Und das Bus oder Jeep fahren liebe ich dort auch ganz besonders���

Bis bald,

Nicklas & Alexandra